Seliger Heinrich Seuse

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Am 23. Januar gedenkt der Predigerorden des seligen Mystikers Heinrich Seuse

„Was ist’s, das den Menschen treibt, arge Handlungen zu suchen? Es ist die Sehnsucht nach Befriedigung. Die findet man allein im Verzichten, nicht in den argen Handlungen.“ Heinrich Seuse

Neben Meister Eckhart und Johannes Tauler gehört Heinrich Seuse zur berühmten Schule der Deutschen Mystiker des 14. Jahrhunderts. Heinrich wurde um 1295 bei Konstanz geboren. Sein adeliger Vater war wenig religiös, die Mutter entstammte der Familie der Seuse, deren Namen Heinrich annahm. Kaum dreizehnjährig trat Heinrich in Konstanz in den Orden des heiligen Dominikus ein. Viele Jahre hat er darunter gelitten, dass ihn sein vermögender Vater praktisch ins Kloster „einkaufte“. Als Achtzehnjähriger erlebte er in einer Art Vision seine „gewindeker“, seine Bekehrung. Danach führte Heinrich Seuse ein strenges, asketisches Leben. Aus dem Schlüsselerlebnis seiner Bekehrung entfaltete Seuse seine Mystik von der „Ewigen Weisheit“, die er später in seinem viel gelesenen „Büchlein von der Ewigen Weisheit“ niederschrieb. In dieser Mystik sucht er die völlige Entäußerung von den sichtbaren Dingen und die Vereinigung mit Gott durch die Kontemplation der Vollkommenheit und der Leiden Christi.

Etwa von 1322-1326 studierte er am Generalstudium der Dominikaner in Köln und war dort Schüler Meister Eckharts. Er wurde ein bekannter und beliebter Prediger und Beichtvater. Vor allem aber war er Seelsorger in vielen oberrheinischen Schwesternklöstern. Alle Leiden und Verleumdungen, die er besonders in den letzten Jahren seines Lebens erdulden musste, ertrug er in großer Demut und Geduld.
Heinrich Seuse starb am 25. Januar 1366 in Ulm. Papst Gregor XVI. bestätigte am 22. April 1831 seine Verehrung. In den Wirren der Reformationszeit wurde sein Grab zerstört.

Nach dem Proprium des Predigerordens

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Aus dem Büchlein der Ewigen Weisheit

Die Seele gleicht einer leichten Flaumfeder: wenn sie kein Festhalten
verspürt, wird sie aus ihrer natürlichen Beweglichkeit leicht in die
Höhe zum Himmel hochgetragen; wenn sie aber mit irgend etwas
beladen ist, so sinkt sie nieder. Ebenso wird ein von schwerer
Kümmernis geläutertes Gemüt mit Hilfe geistlicher Betrachtung wie
von seinem natürlichen Adel leicht zu himmlischen Dingen
hinaufgehoben.

Die ewige Weisheit spricht:
Das ist ein würdiges Lob vor meinen göttlichen Augen, dass du mich
von Herzen mit Worten und Werken innig lobest im Leide wie in der
Freude, in aller Widerwärtigkeit ebenso, wie wenn es dir am
allerbesten geht. Denn dann meinst du mich und nicht dich.

Herr, ich erkenne wohl, dass ich wegen meiner Sünden lieber flehen
sollte als dich loben; aber dennoch, verschmähe nicht, von mir gelobt
zu werden. Herr, wenn dich nun Serafim und Kerubim und die große
Zahl der hohen Geister alle nach ihren besten Kräften loben, was
können sie damit mehr ausrichten an deiner Herrlichkeit, die kein Lob
ermessen kann, als die allerkleinste Kreatur?

Ich gehe durch Himmel und Erdreich, die Welt und den Abgrund,
Wald und Heide, Berg und Tal: sie alle zusammen singen mir zu den
herrlichen Gesang deines Lobes, Herr. Wenn ich dann sehe, wie
unbegreiflich schön du alle Dinge ordnest, die schlechten und die
guten, so werde ich wortlos, Herr, wenn ich aber daran denke, dass du
der bist, den meine Seele auserwählt hat, so möchte mein Herz vor
Loben zerspringen.

So spricht die Ewige Weisheit:
Siehe, die kleinste Gabe, die von mir ausgeht im Sakrament, hat in
Ewigkeit einen stärkeren Widerglanz als der wirkliche Sonnenschein.
Sie ist leuchtender als der Morgenstern, sie schmückt dich prächtiger
in ewiger Schönheit, als je die sommerliche Pracht das Erdreich
geschmückt hat.

Die ewige Weisheit spricht:
Du hast mich in dem Sakramente  vor dir und bei dir
wahrhaftig und eigentlich als Gott und Menschen, als Seele und Leib,
mit Fleisch und Blut, so wahr mich meine reine Mutter in den Armen
trug und so wahr ich im Himmel bin in meiner vollkommenen
Klarheit.

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