Wer war schuld am Tod Jesu? VI – a – 2

Die Kollektivschuldthese spitzte der als „Vater der Kirchengeschichte“ und Kirchenvater gewürdigte Eusebius von Caesarea (geb. 260/64; gest. 339 oder 340 u.Ztr.) zu. Er verbreitete sie in seiner nach 324 verfassten Kirchengeschichte. Darin sieht er in der Zerstörung des jüdischen Tempels durch die Römer (70 u.Ztr.) sowie im Landverlust und in der Zerstreuung der Jüdinnen * Juden unter die Völker (nach 135 u.Ztr.) die Strafe G‘ttes für ihren angeblichen G’ttesmord. Er konstruiert einen evident nicht existierenden Zusammenhang, um den Jüdinnen * Juden selbst die Schuld an ihrer Verfolgung zu geben.
In seinem Kommentar zu Psalm 109,9 leitet Eusebius das Wort „Juden“ von „Judas“ ab. Er schlussfolgert, die Jüdinnen * Juden stünden nach dem Fleisch in der Linie des Verräters Judas, während Christinnen * Christen in der Linie von Juda Jüdinnen * Juden im Geiste seien. Darin zeigt sich die dämonisierende Wirkung dieses Vorwurfes auf seine jüdischen Zeitgenossen.


Die Bestrafungsphantasie propagiert der als Heiliger, Kirchenvater und Schutzpatron verehrte Hieronymus (geb. um 348/349, gest. am 30. September 420 u.Ztr.), wenn er ebenfalls mit dem vermeintlichen G‘ttesmord die Not der seit der Tempelzerstörung 70 u.Ztr. in der Welt zerstreuten Jüdinnen * Juden begründet. Zudem hält er den Maschiach / Messias, den die Juden nach Jeschua / Jesus weiter erwarteten, für den Antichristen. Damit demonstriert er die dämonisierende Wirkung der Kollektivschuldthese für Jüdinnen * Juden und ebnet der Täter-Opfer-Umkehr als zentralem Merkmal des Judenhasses den Weg.

Gravierende, für Jüdinnen * Juden lebensbedrohliche Konsequenzen der Gottesmordthese benutzten diese zu Kirchenvätern erhobenen Theologen als Rechtfertigung für die Ausgrenzung von Judenchristen aus der Kirche und damalige Judenpogrome. Die Folge war die andauernde Unterdrückung der Jüdinnen * Juden im römischen Kaiserreich.

Hr. Norbert C. Schmeiser

Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentare sind geschlossen.