Als Ehefrau und Mutter von vier Kindern wurde Zdislava, geboren um 1220 in Mähren, im Alter von 21 Jahren „den Brüdern gleich“ in den Orden der Predigerbrüder aufgenommen, nicht als Ordensschwester, sondern als Laie. Was bedeutete es, als verheitete Mutter Mitglied der Dominikaner zu sein?
Neben der Sorge für ihre Familie und der Wahrnehmung gesellschaftlicher Verpflichtungen führte sie ein regelmäßiges Gebetsleben und widmete sich dem Dienst an Armen, Leprakranken sowie Kriegsflüchtlingen. Darum wird sie mit einem Brotkorb dargestellt. Für den Dominikanerorden nutzte Zdislava ihre Möglichkeiten als Gattin des Burgherrn von Schloss Lemberk, einem Berater von König Wenzel I.: Sie förderte die Verbreitung des Predigerordens in Böhmen und Mähren, indem sie ihn motivierte, die Kosten für die Gründung von zwei Klöstern zu übernehmen. Vor 765 Jahren starb sie 32-jährig. Sie wurde in der Gruft der Kirche der Dominikanerinnen in Jablonné bzw. Gabel (nördlich von Prag) bestattet; heute erhebt sich über ihrem Grab eine Barockkirche mit Gemälden, die Wundertaten darstellen, die ihr zu ihren Lebzeiten zugeschrieben wurden. Deshalb wurde schon bald ihr Beistand erbeten.
Zdislavas Mitgliedschaft im Predigerorden ist im Rahmen einer Bewegung von Laien einzuordnen, die sich von Beginn an in den Dienst des Dominikus sowie seiner Brüder und Schwestern stellten. In ihrer Position unterstützten sie deren Anliegen nach ihren Möglichkeiten.
Diese Bewegung hat die Kirche gewürdigt, indem Papst Johannes Paul II. Zdislava von Lemberk anläßlich seines Besuches in Olmütz 1995 heilig gesprochen hat, nachdem bereits Pius X. 1907 ihre Verehrung gestattete. Die Kirche gedenkt ihrer am 1. Januar*.
Norbert Schmeiser
(zuerst veröffentlicht in der Januarausgabe 2018 des Konradsblatts)
* Im Dominikanerorden ist der Gedenktag der hl. Zdislava der 4. Januar