Am 8. August feiert der Dominikanerorden das Hochfest seines Gründers, des hl. Dominikus de Guzmán. Dominikus starb am 6. 8. 1221 im Konvent von Bologna.
Anders als andere Ordensgründer wie zum Beispiel sein Zeitgenosse Franz von Assisi, oder Benedikt von Nursia, Ignatius von Loyola oder in neuerer Zeit Mutter Theresa ist Dominikus als Persönlichkeit nur schwer zu fassen. In der Rosenkranz-Kapelle der Dominikanerinnen von Vence ist er von Henri Matisse nur mit einigen hingeworfenen Strichen auf weißer Fläche dargestellt worden. Dies gibt sehr gut einen seiner Hauptcharakterzüge wieder – nämlich seine große Bescheidenheit – er trat hinter sein eigenes Werk so sehr zurück, dass er von uns nur noch skizzenhaft erkennbar ist, aber – wie Matisse meinte – doch unverkennbar am „Habit“ des Dominikanerordens, seines Werkes*. Am Habit – nicht nur als Bezeichnung für das Ordenskleid, sondern auch für habitus, noch erkennbar im englischen Wort „habit“ – die Gewohnheiten, Gepflogenheiten, Prinzipien seines Ordens.
Der Orden der Predigerbrüder – Dominikaner – wurde 1216 gegründet. Dominikus‘ Mutter soll während ihrer Schwangerschaft von einem Hund geträumt haben, der mit einer Fackel, die er im Maul trug, die Erde entzündete – ein Motiv, das als Attribut des Heiligen in die Ikonografie Eingang gefunden hat.
Dominikus war ein weltläufiger Mann. Fast könnte man sagen, ein Global Player. Ländergrenzen spielten für ihn keine Rolle, er überwand sie – zu Fuß. Das, was wir heute so gerne beschwören – Flexibilität und Internationalität – war für ihn eine Selbstverständlichkeit. Ich glaube zwar, dass das für das so oft geschmähte Mittelalter sehr viel typischer war, als für unsere Zeit, aber Dominikus und seine Brüder waren darin sozusagen „Trendsetter“. Unermüdlich unterwegs für das Evangelium. Das hat mich immer mit großem Staunen erfüllt. So viel Anstrengung für das Evangelium? Keinen Platz zu haben, wo man dauerhaft bleiben kann, ständig in Gefahr, nicht nur durch Wegelagerer, sondern auch durch Krankheit, Verletzungen, körperliche Vernachlässigung? Das können wir uns heute nicht mehr vorstellen, wir haben es uns im Evangelium viel zu bequem gemacht. Wir glauben nicht mehr wirklich, dass wir Fernstehende davon überzeugen müssen – aus Liebe zu ihnen und um ihres Heiles willen. „Der liebe Gott wird‘s schon richten und zu viel Überzeugungsarbeit ist doch intolerant“. Das ist ein Stachel in meinem Fleisch, dass ich nicht so glühend für das Evangelium einstehe wie Dominikus.
Dominikus war ein Mann des Evangeliums – er brannte für die Verbreitung des Evangeliums. Seine Triebfeder war die Verkündigung, und in diesem Anliegen gründete er seinen Orden in einer Zeit, in der die Predigt ausschließlich den Bischöfen vorbehalten war. Es war ein moderner Orden – ein Bettelorden, arm, wie die großen Bewegungen der Albingenser und Katharer, die er in die Kirche zurückführen wollte, nicht sesshaft, in den Städten anzutreffen, möglichst in der Nähe der großen Universitäten. Gemeinschaft, Gebet, Studium und Verkündigung sollten nach dem Willen des Gründers die tragenden Stützen seiner Brüder sein. Contemplare et contemplata aliis tradere sollte sein großer Sohn, der hl. Thomas von Aquin, wenige Jahrzehnte später formulieren: Das in der Kontemplation Erfahrene und aus der Fülle der Betrachtung Fließende weitergeben. Mit Kontemplation ist hier jedoch nicht ausschließlich Gebet und Meditation gemeint, sondern auch das Studium. Kontemplation und Studium nicht als Selbstzweck oder als spirituelle oder intellektuelle Selbstbefriedigung, sondern einzig, um dem Heil der Seelen nützlich zu sein. Denn Dominikus glaubte fest an das, was uns heute so schwerfällt zu glauben: dass das Heil der Seele verlierbar ist und dass es durch die Wahrheit und die Gnade Gottes, die uns beide das Evangelium offenbart, gerettet wird. Dominikus war ein Doctor veritatis, Lehrer der Wahrheit, Praedicator gratiae, Prediger der Gnade, wie ihn der Predigerorden in seiner abendlichen Antiphon O Lumen Ecclesiae – Licht der Kirche – besingt.