Auf welche Weise kann jemand predigen, dem das im Gottesdienst nicht erlaubt ist? Wegen des Predigtverbots für Laien mussten diese Alternativen suchen.
(H)Osanna von Manuas Predigt bestand in praktizierter Nächstenliebe sowie in Berichten und Briefen über ihre religiösen Erfahrungen. Letztere dokumentieren ihre vertiefte Kenntnis der zeitgenössischen Theologie. Ihr benediktinischer Vertrauter, Hieronymus de Monte Oliveto, legte sie in seiner Lebensbeschreibung 1507 nieder. Thema ihrer Predigt war die seelische Verbindung mit Christus und wie diese sich im Alltag zeigt.
(H)Osannas Bitten, Lesen und Schreiben für die Lektüre theologischer Schriften zu lernen, schlug ihr Vater aus. Dennoch vermochte die Norditalienerin dies nach einiger Zeit – was sie zeitgemäß mit dem „Wunder“ erklärte. Mutig verweigerte sie 14-jährig die von ihrem Vater arrangierte Heirat; der konnte sich ihrer theologischen Begründung, sie nähme Christus zum Bräutigam, nicht verweigern; sie schloss sich als sog. Terziarin dem Laienzweig des Predigerordens an und trug deren Gewand. Mit 18 Jahren formulierte sie ihre Vereinigung mit Jesus als „mystische Ehe“ mit ihm und wählte die bei christlichen Zeitgenossen akzeptierte Form der „Visionen“, um diese Lebensform zu rechtfertigen und zu verbreiten; ihre Liebe zu Gott lebte (H)Osanna, indem sie – entgegen ihrem Lebenstraum – nach dem Tod der Eltern für ihre vielen Geschwister sorgte und wegen dieser Verpflichtung ihre ewigen Gelübde als Terziarin nicht ablegen konnte. Sie wurde regional als geistliche Ratgeberin geschätzt und stand im Briefverkehr mit der örtlichen Herrscherfamilie Gonzaga – auch über Staatsangelegenheiten. (H)Osannas Körper wurde nach ihrem Tod am 18. Juni 1505 in die Kirche des hl. Dominikus gebracht und später in den Petersdom in Rom übertragen, wo sie heute noch ruhen. Sie wurde von Papst Innozenz XII. 1694 seliggesprochen.
Von Hr. N. C. Schmeiser OP