Quelle für Aussagen über das Leben Ozana von Kotors (1493-1565) ist der Bericht des Dominikaners Serano Raci, der den neuzeitlichen Vorstellungen vom frommen Leben einer Frau dominikanischer Prägung entspricht.
Sie wurde mit dem Namen Jovana Đujović in eine orthodoxe Familie im serbischen Reich geboren. Als kleines Mädchen hütete sie Schafe. Von einem Gefühl der Zugehörigkeit zur Natur und zu Gott durchdrungen hatte sie früh mystische Erlebnisse. 1507 zog sie in die montenegrinische Hafenstadt Kotor, um dort als Dienstmädchen in einer reichen Familie zu arbeiten. Dort lernte sie zu lesen und wurde katholisch. Nachdem sie eine Predigt über die Passion Christi in der Kathedrale von Kotor gehört hatte, wollte sie das Leben als Einsiedlerin führen. Mit dem Segen des Bischofs von Kotor lebte sie in einem kleinen, abgeschlossenen Raum in einer Ecke der Kirche St. Bartolomäus. Durch eine kleine Öffnung hörte sie die Gottesdienste. Nach einiger Zeit zog sie in eine kleine Einsiedelei der von Dominikanern betreuten Kirche Sankt Paul, wo sie bis zu ihrem Lebensende lebte.
Am 25. Januar 1515, wurde sie als Terziarin in den Laienzweig des Predigerordens aufgenommen. Sie nahm den Namen der seligen Ozana aus Mantua (+ 1505) an. Als Kotor Gefahr lief, von einer türkischen Armee belagert zu werden, betete sie für dessen Verschonung, hielt Mahnwachen, fastete bei Brot und Wasser, las die Heiligen Schriften und stickte. Nach deren Abwehr wurde sie „Engel des Friedens“ genannt.
Die Bewohner Kotors suchten sie um ihren Rat vor allem bei Streitigkeiten auf. Ihr wurde prophetische Kraft zugesprochen. Viele Gläubige sahen sie als Heilerin von Krankheiten an. Als die Pestepidemie die Stadt bedrohte, erlangte sie deshalb den Status einer Wundertäterin.
Beim nahenden Tod bat sie darum, in der Kirche St. Paul die Eucharistie als Wegzehrung empfangen zu dürfen. Sie ließ sich die Passionserzählung nach dem Johannes-Evangelium vorlesen und starb am 27. April 1565 im Alter von 72 Jahren. Sie wurde 1934 seliggesprochen.
Ihr unverwester Leichnahm wird noch heute in einem Glassarg in der auch als „Kirche der seligen Ozana von Kotor“ bekannten Marienkirche Kotors aufgebart (siehe: https://www.youtube.com/watch?v=Y8XVxjTdSWA).
Von Hr. N. C. Schmeiser OP