Gemeinde, Gemeinschaft und Verkündigung in Zeiten begrenzten Kontakts

Geschlossene Kirchen, entfallene Gottesdienste und „verschwundene“ pastorale Mitarbeiter. Von all diesen Sachen konnte man in den letzten Wochen und Monaten lesen. Gläubige aller Konfessionen beklagen sich über den Rückzug der Kirche, sowohl pastoral, als auch in der theologischen Deutung der Geschehnisse um uns. Wenn ich ehrlich bin, kann ich sie gut verstehen und das obwohl (oder vlt. grade weil) ich selbst als Seelsorger für Menschen in einer ostdeutschen Diözese arbeite.

Einige Erwartungen von Klagenden sind eventuell überzogen gewesen, einige Vorwürfe wurzeln wohl in anderen Frustrationen, Wahrheit steckt aber trotzdem in ihnen. Wo war Kirche? Wo sollte Kirche auch künftig sein um besser „bei den Menschen“ zu sein?

Diese Fragen haben sich (wenn auch nicht so explizit ausgesprochen) mein Pfarrer und ich gestellt als die Versammlungsverbote anfingen. Beide mit einer ganz eigenen Perspektive: Mein Pfarrer als Nicht-Digitaler und ich als Online-Affiner. Dementsprechend sahen auch unsere Ansätze aus mit Menschen in Kontakt zu treten und zu bleiben. Er hat zuerst die Senioren unserer Pfarrei angerufen. Was in einer Großpfarrei im Westen nur geht, wenn sich viele Hinsetzen, geht bei uns ganz gut in ein oder zwei Wochen. Dabei fragte er nach Befinden, bot Hilfe an und schuf einen – wenn auch nur telefonischen – Kontakt. Es folgten Besuche mit Abstand und andere Formen der Beziehungspflege.
Ich selbst kümmerte mich um die Medien: allen voran Gemeindewebsite und Social Media. Es wurden drei Impuls-Clips pro Woche gedreht, für jeden Sonntag Vorschläge für Gottesdienste zu Hause erstellt und Inhalte für Instagram und darüber hinaus intensiviert. Mit Jugendlichen habe ich zwei mal pro Woche eine Videokonferenz gemacht, in der wir Bibelteilen gemacht haben und miteinander redeten.

Was sich zeigt: Es gab und gibt Wege in Kontakt zu sein und zu bleiben, sowohl für Technik-Affine als auch für eher Analog-Orientierte.
Auch über die heiße Phase der Krise hinaus sehe ich hier Chancen, besonders mit Blick auf die Chancen digitaler Kommunikation.
Aber:
1. Sie ist kein Ersatz für echte Begegnung. Sie kann bestehende Beziehungen (zwischen Menschen, sowie zu Gott) nur unterstützen. Aber darin bietet sie Kontaktpotential, dass nicht zu unterschätzen ist.
2. Sie ist kurzfristig. Meint, dass Medien in einem gewissen Maß Moden und Trends unterliegen und so herausfordernd in Zeitaufwand und Engagement sind.
3. Sie verlangen Echtheit. Einen „Social Media“-Beauftragten einsetzen klingt ja nett, aber Plattformen neuer als FaceBook verlangen nach persönlichen Beziehungen, Menschen, die sich selbst als (in dem Fall) Glaubende kommunizieren und präsent sind. Es geht nicht im Kern um Inhalte, sondern um Menschlichkeit.

Es finden und fänden sich mehr Punkte. Diese sollen nur einen kleinen Anhaltspunkt bieten.

Ich bin froh, dass mittlerweile wieder Kontakt zu meinen Gemeindemitgliedern möglich ist, dass ich mit Kindern grade eine Freizeit gestalten konnte und wir Gottesdienste feiern. Ich hoffe, dass wir klug genug sind mit Vorsicht unsere Urlaubszeit zu gestalten und nach den Ferien unseren Alltag anzugehen.
Ich hoffe aber auch, dass besonders wir als Orden der Predigerbrüder in beiden Welten – digital, wie analog – kreativ und offen sind Lösungen zu finden, die helfen das Evangelium und die Liebe Gottes den anderen nahe zu bringen. Es gibt nicht nur eine richtige Lösung. Es braucht eine Vielfalt von Ansätzen, die alle Lebensbereiche der Menschen berücksichtigen und in sie hinein sprechen.

Herausfordernd: Ja.
Denkmuster sprengend: bitte.
Unmöglich: Nein.

Auch in dem „Neuland“ der digitalen Welt oder den Herausforderungen der Krisen unserer Tage ist Gott der, der immer schon da ist, wo wir noch hinkommen.

Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.