Karfreitag, den 10.04.2020
Haben Sie sich schon einmal Ihren eigenen Tod vorgestellt? Der junge Dietrich Bonhoeffer hat dies in seiner Kindheit häufiger getan und seine eigene Beerdigung nachgespielt. Er legte sich draußen auf den Rasen und tat so, als ob er im Sarg liege. Sich mit dem eigenen Tod auseinander zu setzen, dass kann unangenehm sein. Gibt es etwas jenseits der bedrückenden Gefühle, was wir bei der Beschäftigung mit diesem Thema erfahren können?
Der Kapuzinerpater Raniero Cantalamessa schreibt in seinem Buch „Das Ostergeheimnis“: „Die Leute sagen: Man ist allein, allein im Angesicht des Todes; niemand kann an meiner Stelle sterben; Genau das trifft aber nicht länger zu: denn es gibt jemanden, der an meiner Stelle gestorben ist: Christus.“
Natürlich muss jeder seinen eigenen Tod „sterben“, manchmal auch mit Zweifeln und Angst behaftet. Aber den Tod als letzten Feind, der unsere Existenz für immer auslöscht, der Zukunft beendet, den hat Christus für uns besiegt. Es gibt ein Leben nach dem Tod und Christus ist für uns den Weg voran gegangen, wie wir es in den Symbolen der Kar- und Ostertage auch feiern.
Vom Tod können wir aber auch etwas über unser Leben im Heute lernen. Das Leben unter dem Blickwinkel des Todes zu betrachten kann eine hervorragende Hilfe sein, wenn es darum geht, gut zu leben. „Hast du Schwierigkeiten und Probleme, die dich bedrängen? Versetze dich in die Zukunft, nimm den richtigen Standpunkt ein: Betrachte die Dinge, wie du sie vom Sterbebett aus betrachten würdest,“ schreibt Cantalamessa.
Auch hindert uns der Pädagoge Tod daran zu vergessen, dass wir hier keine bleibende Wohnstatt haben (Hebr 13,14). Hier kommt mir das Bild vom Totenhemd ohne Taschen in Erinnerung, das Papst Franziskus gerne für derartige Vergleiche benutzt. Alle Dinge, mit denen wir uns gerne umgeben, sind zeitlich begrenzt und können nicht mitgenommen werden. Die Dinge dürfen und sollen gut genutzt und gepflegt werden, das ist nicht verboten. Sie können aber auch das aus christlicher Sicht Wesentliche überlagern.
Zwei Fragen können helfen zu vertiefen, den Tod mehr als einen „Lehrmeister“ und nicht als einen übergroßen zerstörerischen Feind zu betrachten: Wenn ich mir vorstelle, ich würde im Sterben liegen: Welche Dinge wären mir wirklich wichtig? Und: Was bedeutet es für mich persönlich, dass Christus meinen Tod gestorben ist?