Sigrid Undset – Eine Romanautorin auf den Pfaden des Dominikus

Sigrid Undset an ihrem ersten Arbeitstag in Bjerkebæk. Hier beendete sie die Trilogie Kristin Lavransdatter in den Jahren 1920 bis 1922

Quizfrage: Kennen Sie ein Mitglied des Predigerordens, das einen Nobelpreis erhalten hat? Sigrid Undset (20. Mai 1882-10. Juni 1949), eine norwegische Dominikanerterziarin und Schriftstellerin, erhielt ihn 1928 für ihre Mittelalterromane „Kristin Lavranstochter“ und „Olav Audunssohn“. Ihre „kraftvollen Schilderungen des nordischen Lebens im Mittelalter“ beeindruckten das Nobelpreiskommittee. 

Ihre Familie

Als älteste Tochter eines Archäologen 1882 geboren weckte ihr Vater in ihr eine große Faszination für die mittelalterliche Geschichte Norwegens, mit der sie auch die altnordische Sprache und das missionarische Wirken des Predigerordens im Mittelalter kennen lernte. Als Sigrid elf Jahre alt war, starb ihr Vater. Nach der Mittleren Reife fühlte sie sich verpflichtet, für den Lebensunterhalt ihrer Familie zu sorgen und arbeitete seit 1899 als Sekretärin in einem Industrieunternehmen. Weil sie das nicht erfüllte, verfasste sie in ihrer Freizeit Romane, deren Erfolge ihr seit 1904 ein auskömmliches Leben ermöglichten. Ein Auslandsstipendium führte sie nach Rom, wo sie ihren Mann, den norwegischen Maler Anders C. Svarstad 1912 heiratete. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Mit ihnen lebte sie nach der Scheidung 1924 in Lillehammer zusammen. 

Die Konversion und ihr Weg in den dritten Orden 

Die gebürtige Protestantin reagierte auf ihre Scheidung, indem sie sich gründlich mit ihrem Glauben befasste und – zum Entsetzen der evangelischen Mehrheit Norwegens – sich zwei Jahre danach der katholischen Kirche, ihren Vorstellungen von Moral und ihrem Frauenbild zuwandte. Anfang der Zwanziger Jahre kehrten die Predigerbrüder nach Norwegen zurück und gründeten in Oslo einen Konvent. Undset war von deren intellektuellem Profil angetan und trat noch 1924 als Terziarin in den Orden ein. 1928 kamen auch Schwestern aus Frankreich nach Oslo und diese hat sie finanziell unterstützt. 

Schriftstellerisches Apostolat 

Literarisch weitete Undset seit ihrer Konversion in ihren Romanen die Liebesthematik auf die übernatürliche Liebe aus, nachdem sie zu Beginn ihres literarischen Schaffens die zwischenmenschliche Liebe in all ihren Gefühlsschattierungen dargestellt hatte und – für ihre Zeit skandalös – in ihrem Roman „Marta Oulie“ (1907) ihre Titelheldin ihren Mann betrügen ließ. Ihre Konversion verarbeitete sie in Gymnadenia (1929), Der brennende Busch (1930), im Essayband „Begegnungen und Trennungen“ (1931) sowie ihrem vierbändigen Mittelalterroman „Olav Audunssohn“ (1925-27), der von einem Mann handelt, der im Verlauf seines Lebens eine starke Bindung zu Dominikanern entwickelt. In weiteren Novellen wie „Harriet Waage“ (1907), „Frau Hjelde“ (1917),“Kristin Lavranstochter“ (1920-1922) und „Ida Elisabeth“ (1932) zeichnete sie das Bild von Müttern, die sich aufopferungsvoll um ihre Kinder sorgen. In ihrem letztem Roman über die dominikanische Mantellantin, Katarina von Siena, ordnete sie die zwischenmenschliche Liebe in die umfassendere Liebe Gottes ein: Katharina habe das „Einswerden mit Gott …, Sein Reich auf Erden …, die Wiedergeburt der Kirche Christi zu der Schönheit ersehnt, die sie besitzt, wenn der Strahlenglanz befreiter Seelen ihre äußere Form durchleuchtet … All das Gute, das von den aufrichtigen und treuen Kindern getan wird, ist wie ein Schmuck, der diesen mystischen Leib ziert“.

Bibliogr. Hinweis:

Norbert Schmeiser, „Sigrid Undset. Eine Schriftstellerin auf den
Pfaden des Dominikus“, in: kontakt 46 (2018) S. 134-135.

Bild von hier

Einen weiteren interessanten Artikel über Sigrid Undset gibt es auf der internationalen Internetseite der Dominikanischen Laiengemeinschaften

und hier ebenfalls in Englisch eine ganze Reihe über sie (jeweils den Links am Ende der Artikel folgen).

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