O König der Völker

22.12. König der Völker / Rex Gentium

O König der Völker, ihre Erwartung und Sehnsucht; Schlussstein, der den Bau zusammenhält: o komm und errette den Menschen, den du aus Erde gebildet!

O Rex Gentium, et desideratus earum, lapisque angularis, qui facis utraque unum: veni, et salva hominem, quem de limo formasti.

Die O-Antiphon am 22. Dezember hebt an mit dem Ruf nach dem rettenden König, den schon die Propheten verheißen haben. Jesaja 7,14 und 11,1 und Micha 5,1 kündigen die Geburt eines Herrschers aus dem Spross Isais (Jes 11,1) an – Isai war der Vater des Königs David – der aus Betlehem (Mi 5,1) – der Geburtsstadt Davids – kommen wird. Diese Verheißungen greift der Evangelist Matthäus auf und sieht sie in Jesus Christus erfüllt. In seinem Stammbaum zeigt er, dass Jesus ein Nachkomme Isais und Davids ist, in Jesu Geburt erfüllt sich die Weissagung von der Jungfrauengeburt aus Jes 7,14 und als die Sterndeuter vor Herodes stehen, weisen die Schriftgelehrten ihnen anhand von Mi 5,1 den Weg nach Betlehem, wo sie dann tatsächlich den neugeborenen König der Juden finden.
Der Glaube sieht in Jesus Christus die sehnsüchtige Erwartung des Volkes Israel nach dem Messias erfüllt. Doch er ist nicht wie David allein der König von Israel. Seine Herrschaft reicht über die Grenzen des Volkes hinweg über die ganze Erde. Paulus greift im Epheserbrief diesen Gedanken auf, indem er zeigt, dass Jesus Juden und Heiden – also alle Menschen – in dem einen gemeinsamen Glauben vereint und somit auch die mit dem Messias verbundene Friedensverheißung der Propheten erfüllt.

Er ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile (Juden und Heiden) und riss durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder. … Er kam und verkündete den Frieden: euch, den Fernen, und uns, den Nahen. … Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst. Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn. (Eph 2,14.17.19-21)

In seiner Enzyklika „Quas primas“ zur Einführung des Christkönigsfestes schreibt Papst Pius XI.: „Die Herrschaft unseres Erlösers umfasst alle Menschen“ – also nicht nur Christen – „sondern sie umfasst auch alle, die man zu den außerhalb des christlichen Glaubens Stehenden rechnet, so dass ganz wahrhaftig das gesamte Menschengeschlecht unter der Vollmacht Jesu Christi steht.“
Wir fragen uns, ob heute in Zeiten der Religionsfreiheit eine solche Aussage noch tragbar ist. Und doch kennt das Reich Gottes keine Grenzen. Es ist nicht wie mit irdischen Reichen, deren Macht und Einfluss begrenzt ist. Überall auf der Erde ist es möglich, Christ zu sein, und in diesem Sinn können wir sagen, dass sich kein Reich oder kein Ort auf der Erde dem Einfluss Jesu Christi entziehen können. Aber ob einer bereit ist, in das Reich Gottes einzutreten und sich unter Christi Vollmacht zu stellen, das bleibt die freie Entscheidung jedes Menschen.
Als sich das Christentum in den ersten Jahrhunderten ausbreitete, war es die Antwort auf eine Sehnsucht der Menschen, die in den alten Kulten keine Heimat mehr fanden. Das Evangelium traf in die Herzen der Menschen. Heute sehen viele in der Kirche eine erstarrte Institution, von der nichts zu erwarten ist, was die Sehnsucht der Menschen stillt. Viele suchen anderswo ihre Erfüllung.
Als Christen müssten wir Menschen sein, die mit ihrer Freude an Jesus Christus andere anstecken, die zeigen, was Jesus Christus für sie bedeutet, dass er wirklich der ist, der die Sehnsucht unseres Herzens erfüllen kann.

Komm, Herr, entzünde in unseren lauen Herzen das Feuer der Sehnsucht, das uns nach dir brennen lässt!
Du Heiland, den die Völker ersehnen, komm und rette unsere heillose Welt!

Die diesjährigen Texte zu den O-Antiphonen sind der Seite praedica.de entnommen.
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