O Morgenstern

21.12. Morgenstern / Oriens

O Morgenstern, Glanz des unversehrten Lichtes, der Gerechtigkeit strahlende Sonne: o komm und erleuchte, die da sitzen in Finsternis und im Schatten des Todes.

O Oriens, splendor lucis aeternae, et sol justitiae, veni, et illumina sedentes in tenebris et umbra mortis.

Der Morgenstern ist die Venus, der Planet unseres Sonnensystems, der der Sonne am zweitnächsten ist. Sie kreist innerhalb der Erdbahn um die Sonne und „überholt“ dabei etwa alle 19 Monate unseren Planeten. Bei ihrer Annäherung an die Erde steht sie östlich der Sonne und erscheint als „Abendstern“ am Himmel, hat sie aber die Erde überholt und entfernt sich wieder von ihr, so steht sie westlich der Sonne und erscheint als „Morgenstern“. Bei ihrer größten Annäherung rückt sie bis auf vierzig Millionen Kilometer an uns heran, näher kommt uns von den größeren Objekten nur der Mond. Zudem reflektiert sie 76 Prozent des auftreffenden Sonnenlichts und ist damit nach Sonne und Mond der dritthellste Himmelskörper.
Die Venus als Morgenstern ist eines der auffälligsten Lichter am Himmel, zumal sie auch noch nach Sonnenaufgang zu sehen ist, wenn das Licht der anderen Sterne schon längst durch das Sonnenlicht überdeckt wird. Da in der christlichen Symbolik und dabei vor allem auch in der Zeit des Advent das Licht eine große Rolle spielt, kommt hier auch der Morgenstern zu „göttlichen“ Ehren. Er kündigt den Tag an und weckt Hoffnung auf das Ende der Nacht und bleibt zudem auch während der ersten Stunden des Tages ein zuverlässiger Orientierungspunkt.

Ich bin die Wurzel und der Stamm Davids, der strahlende Morgenstern. (Offb 22,16)

So sagt Jesus von sich in der Offenbarung des Johannes. Man muss wohl einmal das beeindruckende Leuchten des Morgensterns bewusst wahrgenommen haben, um dieses Bild in seiner ganzen Tiefe zu verstehen. In der Offenbarung des Johannes heißt es aber auch:

Wer siegt und bis zum Ende an den Werken festhält, die ich gebiete, dem werde ich Macht über die Völker geben, wie auch ich sie von meinem Vater empfangen habe, und ich werde ihm den Morgenstern geben. (Offb 2,26.28)

O-Antiphonen

Was für eine Auszeichnung! Was könnte kostbarer sein als das helle Licht des Morgensterns? Und wenn man beide Stellen im Zusammenhang sieht, so erkennt man, dass die Auszeichnung der Standhaften letztlich darin besteht, Christus ähnlich sein zu dürfen.
Doch noch leben wir in der Zeit der Anfechtung und Erprobung. Wir haben ein Licht, das uns den Weg weist, die Schriften des Alten Bundes und die Offenbarung, die Gott uns in Jesus Christus gegeben hat. Wir wissen, was zu tun ist, wir haben eine klare Wegweisung für unser Leben und auch viele Vorbilder für diesen Weg. Aber doch erscheint uns der Weg oft unklar. Wir stehen vor Kreuzungen und überlegen, welche Richtung wir einschlagen sollen. Da ist es gut, einen Stern zu haben, der Orientierung gibt. Im zweiten Petrusbrief heißt es:

Dadurch ist das Wort der Propheten für uns noch sicherer geworden und ihr tut gut daran, es zu beachten; denn es ist ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen. (2Petr 1,19)

Wir leben in der Spannung zwischen dem „schon“ und dem „noch nicht“. Wir gehen dem Morgenstern entgegen, dem Aufgang der Sonne – Christus. Er ist schon gekommen als Licht der Welt, aber sein Glanz hat noch nicht alle Herzen erfasst und durchdrungen. Wir beten darum, dass in uns und allen Menschen das Licht Christi immer stärker leuchten möge. Schön kommt dieser Wunsch in einem bekannten Lied von Angelus Silesius zum Ausdruck:

Morgenstern der finstern Nacht, der die Welt voll Freude macht. Komm herein, Jesu mein, leucht in meines Herzens Schrein. – Voller Pracht wird die Nacht, weil dein Glanz sie angelacht.

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