Am 15. November feiert der Dominikanerorden das Fest Alberts des Großen, eines seiner größten Heiligen. Dies gilt besonders für unsere Provinz, die ja seinen Namen trägt.
Der hl. Albert, um 1200 in Lauingen an der Donau geboren, wurde schon von seinen Zeitgenossen „der Große“ genannt. Durch sein umfassendes Wissen als Theologe, Philosoph und Naturwissenschaftler und seine Auseinandersetzung mit den Quellen antiker, jüdischer und arabischer Wissenschaft besitzt er in der europäischen Geistesgeschichte einen einzigartigen Rang, der die Entwicklung des abendländischen Denkens über seine Zeit hinaus zutiefst geprägt und den Weg in das moderne wissenschaftliche Denken schon früh gewiesen hat. Albert trat 1223, nur zwei Jahre nach dem Tod des hl. Dominikus, in den Dominikanerorden ein. Nach Jahren als Lektor in Freiberg (Sachsen), Regensburg und Straßburg erhielt er einen der beiden Lehrstühle des Ordens an der Universität zu Paris und wurde schließlich 1248 der erste Regens des neuen Studium generale in Köln. Der hl.Thomas von Aquin war längst nicht sein einziger, aber wohl sein berühmtester Schüler, dessen Begabung er als Erster erkannte und förderte. Mit ihm verband ihn das Interesse an den Schriften des Aristoteles.
Wegen seiner Klugheit und Gerechtigkeit wurde Albert häufig zum Schiedsrichter in öffentlichen und privaten Streitigkeiten bestellt, wie z.B. im erbitterten Streit zwischen der Stadt Köln und ihrem Erzbischof. In ähnlichen Angelegenheiten kam er entgegen der Weisungen seiner Ordensoberen dem Wunsch des Papstes nach, die Leitung des Bistums Regensburg zu übernehmen, um den dortigen Missständen abzuhelfen. Nach erfolgreicher Mission legte er nach nur zwei Jahren 1262 dieses Amt nieder, um als einfacher Ordensmann ins Kloster zurückzukehren.
Albert lebte, studierte und lehrte danach in Würzburg, Straßburg und Köln – ein wahrer Wanderprediger. Der „Doctor universalis“ beherrschte das gesamte philosophische und naturwissenschaftliche Wissen seiner Zeit. Er erschloss dem christlichen Abendland die Welt der aristotelischen Philosophie. Den Zeitgenossen muss er, der Mann, der alles wusste, geradezu unheimlich vorgekommen sein. Zugleich war er, der leidenschaftliche Wissenschaftler und Naturbeobachter, zutiefst fromm und ein großer Verehrer der Gottesmutter. Er starb am 15. November 1280. Erst am 16. Dezember 1931 wurde Albert der Große heilig gesprochen und zum Kirchenlehrer erhoben.*
Papst Pius XII sah 1941 in ihm den Schutzpatron einer recht verstandenen Naturwissenschaft. Denn Albert schrieb in seinem Kommentar zum Johannesevangelium: „Da nämlich der Schöpfer kraft Vernunft und Verstand alles schuf, ist er in der Welt, weil er darin Zeichen seines Verstandeslichts zurückgelassen hat. Die Anordnung der Welt bekundet nämlich Weisheit, die Erhaltung der Welt eine Gottheit, die sie erhält“. Die Konsequenz dieses Gedankens ist sein Satz im Kommentar zum Matthäusevangelium: „Wenn jemand die Naturwissenschaft gründlich beherrscht, sind ihm die Worte des Herrn kein Anlass zum Zweifel“.**
Bild: Albertus Magnus erläutert seine Theorien in den Straße von Paris ca. 1245. Ölgemälde von Ernest Board.
*: aus dem Proprium des Predigerordens
**: hier