Pier Giorgio Frassati ist einer der Heiligen, von denen es Fotoaufnahmen gibt. Ein dynamischer junger Mann. 1901 in Turin geboren und 1925 dort gestorben. Ein kurzes, intensives Leben, ohne Halbherzigkeiten, jedoch auch mit vielen Kämpfen.
Es war nicht gerade ein sehr christliches Umfeld, in dem Pier Giorgio aufwuchs; sein Vater war erklärter Atheist und dazu auch ein angesehener Mann, Gründer und Direktor der liberalen italienischen Tageszeitung „La Stampa“ und zeitweise italienischer Botschafter in Berlin, seine Mutter Künstlerin, gläubig, jedoch nicht vertieft. Und doch erreichte ihn die Botschaft Chrsti teils in der Jesuiten-Schule, teils bei der Lektüre von Dantes „Göttliche Komödie“, den Schriften von Katharina von Siena und Girolamo Savonarola, teils in den Begegnungen mit anderen Menschen und er ließ sich darauf ein.
Schon als Kind zeigte sich bei ihm eine bemerkenswerte Liebe zu den Armen, die nicht selten eine heftige Reaktion des Vaters hervorrief. Pier Giorgio ließ sich davon nicht beirren. Er folgte seiner Liebe. Und das verstärkte sich mit zunehmendem Alter. Er hätte sich ein leichtes Leben machen können, gut situiert, von kräftiger Gesundheit, attraktiv und beliebt, alle Wege standen ihm offen. Aber er traf keine leichtfertigen Entscheidungen; nicht verbissen sondern aufrecht und mit Freude am Leben.
Als junger Mensch ging er häufig mit seinen Freunden in die Berge wandern, nicht ohne frühmorgens einer Messe beizuwohnen. Großherzig trug er ganze Anbetungsnächte durch, obwohl er viel mit sich ringen musste. Auch hielt er buchstäblich die christliche Fahne hoch, als an seiner Hochschule alles Christliche ins Lächerliche gezogen oder abgeschafft wurde. So gehörte zu seinen Aktivitäten auch die Beteiligung an den Vinzenzkonferenzen, die sich für Arme und Kranke einsetzte. Vor allem aber war er sich nicht zu fein, jede Woche selbst in die Armenviertel zu gehen und „seine“ Armen zu besuchen; sie mit dem zu versorgen, was sie nötig hatten, und sollte es auch tatsächlich sein eigener Wintermantel sein.
Bewusst entschied sich Pier Giorgio Frassati für den Laienstand; er wollte nicht als Priester oder Ordensmann, sondern als Christ in der Welt Zeugnis für das Evangelium ablegen. So trat er mit 21 Jahren in den Laienzweig des Dominikanerordens ein und nahm den Patron-Namen Girolamo Savonarola an, weil ihn die feurigen Predigten dieses Dominikaners so ansprachen.
Pier Giorgios Leben nahm mit 24 Jahren, kurz vor seinem Abschluss zum Bergwerksingenieur, ein abruptes Ende, als er nach nur 4 Tagen schwerer Krämpfe an Kinderlähmung starb. Seine letzten geschriebenen Worte galten der Sorge um die Armen. Keine Klage um sein kurzes, gerade vor Energie sprudelndes Leben. Die eigene Familie erkannte erst bei der Beerdigung, in welchem Ausmaß er sich in den Dienst an den Bedürftigen gestellt hatte.
Vielleicht kann man seine Lebensdevise an diesem Satz erkennen, den seine Freunde so wiedergeben: “Ohne Glauben, ohne ein Erbe, das es zu verteidigen gilt, ohne beständigen Kampf für die Wahrheit zu leben, das heißt nicht leben, das ist bloß ‚zurecht kommen‘. Wir dürfen nie einfach nur ‚zurecht kommen‘.“
Alexandra Parusel, Mitglied der Fraternität Jordan von Sachsen in Freiburg