Nachricht von unseren Schwestern im Irak

Kohelet 3.2: Alles hat seine Zeit…..Es gibt eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben

Wir hören oft die eindrucksvollen Worte von Kohelet, die uns an die Unvermeidlichkeitvon Geburt und Tod erinnern, daran, dass diese Geschehnisse auf uns zukommen, ob wir nun darauf vorbereitet sind oder auch nicht. Zweifellos müssen wir sie annehmen und sie bejahen aber sehr selten erleben wir beides an einem Tag. Bei der gestrigen Messe jedoch erlebten wir genau das.

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Wir feierten die Geburt von Maria und übergaben eine unserer alten Schwestern in die Hände Gottes. Die Schwester, die wir gestern begruben, gehört zu den Schwestern, denen wir versprochen hatten, sie nach Karakosh zu bringen, sobald unser Haus dort fertig wäre. Leider waren unsere unerwartete Vertreibung und die Reise nach Ankawa/Erbil ein großer Schock für sie; denn sie wollten unbedingt zurückkehren nach Karakosh. Zwar waren sie nicht in der Lage, den jungen Schwestern in den Lagern und Zentren zu helfen, aber sie verfolgten sehr eifrig die Nachrichten im Fernsehen. Das vergrößerte noch ihren Schmerz und die Sorgen wegen der Leiden der Menschen. Diese Belastung war so schwer für sie, dass drei von ihnen innerhalb von zehn Tagen starben.

Trotz des Verlustes, den wir erleben und trotz des Schmerzes in unserer Gemeinschaft freuen wir uns über die Tatsache, dass unsere Schwestern bewusst entschieden haben, weiter zu leben und niemals zuzulassen, dass Verzweiflung ihr inneres Licht löschte. Und mitten in all diesem überwältigenden Elend erneuerten gestern zwei Schwestern ihre Gelübde und zwei Postulantinnen erhielten das Ordenskleid und begannen ihr Noviziat. Es war einTag, an dem die Gegensätze von Leben und Tod sich miteinander vermischten. Wir wurden gleichzeitig Zeugen von Tod und Auferstehung. Das war ein Zeichen von Hoffnung und von Gottes Gegenwart unter uns und es schenkte uns den Mut und die Kraft, unsere Reise mit unserem Volk fortzusetzen, mit den vertriebenen, erschöpften und verarmten Menschen.

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Wir haben nun die fünfte Woche nach unserer Vertreibung begonnen, und die Menschen leben immer noch im selben Elend. Dieses wird noch immer schwerer, weil unsere Schreie anscheinend nicht gehört werden und die Welt vor unserem Leiden die Augen verschließt. Die Probleme, die unser Volk bedrohen, werden sogar noch größer, weil wir nun vor der Obdachlosigkeit stehen. Die Flüchtlinge, die in den Schulen Zuflucht gefunden haben, müssen diese Orte verlassen, weil das Schuljahr bald anfängt. Sie wissen nicht, wohin, und es fehlt an Medikamenten, Lebensmitteln, Matratzen, Decken und Kleidern. Man hat den Menschen jede Würde genommen. Am meisten schmerzt, dass wir nicht wissen, wann diese Prüfung aufhören wird. Bisher haben sich weder die Zentralregierung noch die Kurdischen Führer ernsthaft darum bemüht, von IS alle christlichen Städte zurückzufordern.

Wir möchten lhnen auch mitteilen, dass wir angefangen haben, im Hinterhof unseres Konventes vorübergehend Unterkünfte für unsere Schwestern einzurichten. Aber die Nöte sind groß. Wir hoffen, dass die Arbeit in zwei Wochen fertiggestellt werden kann.

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Bitte behalten Sie uns weiter in lhren Gedanken und Gebeten. Ihre Hilfe kann vieles verändern.

Die Dominikanerinnen von Katherina von Siena im lrak

Deutsche Übersetzung zur Verfügung gestellt vom Institut St. Dominikus in Speyer

Englisches Original bei Dominican Sisters International

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